Kochen ohne Küche von Karin Hager

Kochen ohne Küche ... wieso denn das??? Jeder normal Sterbliche in unserer zivilisierten Welt hat doch eine Küche! Oder etwa doch nicht? Es gibt da ein paar Ausnahmen, z. B.:
- Studenten, die sich noch nicht ausreichend an das Mensa-Futter aklimatisiert haben
- Umzugswütige, deren neue Küche so exklusiv ist, das sie aus unglaublich weit entfernten Teilen des Universums herangetragen werden muß, was nur Lichtjahre dauert
- Tagträumer, die es verpennt haben, rechtzeitig ihren Flüssiggastank befüllen zu lassen und deren Gasanbieter die 24-Stunden-Notbefüllung auf lockere 24 Tage ausdehnt, da das Tankauto von Terroristen entführt wurde und ein Ersatzauto erst in Rotterdam ersteigert werden muß
- Pechvögel, deren hinterhältige Herd-Backofenkombination zuverlässig an Feiertagen den Dienst versagt um dann, wenn der Kundendienst zwei Wochen später endlich antrabt, wieder anstandslos zu funktionieren
- Campingwütige, die nicht nur von Dosenfutter leben möchten und bei Dauerregen in ihrem Wohnmobil auf dem teuer gemieteten Campingplatz (nur zwei Minuten bis zum Strand, Sonnenscheingarantie) die Ferien wenigstens kulinarisch leidlich anspruchsvoll über die Bühne bringen wollen, ohne allzutief in die Urlaubskasse fürs nächstgelegene Restaurant greifen zu müssen, da die Regenschirme alle ausverkauft sind
- Outdoor-Fanatiker, die ernsthaft überlegen, wie sie mit ihrem Campingkocher aus ihrem eben erlegten Elch und ein paar freilaufenden Pilzen eine schmackhafte Spaghettisoße bereiten können ...
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Risotto eines Weltenbummlers
Der Magen knurrt, die Laune hat Mondfinsternis Ihr mußtet Eure Dynamitstangen zum „Effizient-Fischen“ beim Zoll abgeben? Bevor Ihr nun den erstbesten ahnungslosen Strandbesucher in Werwolfmanier an die Kehle springt wäre es besser einen Streifzug durch den nächstbesten Discounter zu unternehmen. Nach dem wohlüberlegten Einsatz Eurer Machete im Angebotsdschungel solltet Ihr stolz folgende Beute der Kassiererin präsentieren (falls Ihr den Zweikampf mit der hochtoupierten rothaarigen Amazone überlebt habt und auch deren kampferprobte, lärmende Brut alle Finger an Euren Händen gelassen hat):
- 1 Päckchen Reis
- 1 Dose Tunfisch in Öl
Nun noch schnell Feuer-Schlagen und die Pfanne zücken. Das Öl von der Tunfischdose in die Pfanne kippen und den Reis dazugeben. Etwas anrösten lassen und umrühren nicht vergessen. Dann mit Wasser auffüllen bis der Reis bedeckt ist. Langsam vor sich hin köcheln lassen und ab und zu bei Bedarf etwas Wasser nachgießen, damit der Reis nicht anbrennt und schön aufquellen kann. Die Luxus-Rambos unter Euch können nun etwas Gemüse mitgaren lassen.Wenn der Reis fertig ist kommt der Tunfisch hinzu. Mit Satz und Pfeffer würzen, umrühren, fertig!


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